Kriterien-Spinnennetz

Drei Aspekte zum Verständnis des Netzdiagramms

Kriterien-Spinnennetz (Beispiel)
  • Die Skala auf den jeweiligen fünf Achsen des Netzdiagramms ist bewusst abstrakt gehalten, weil das obere Ende themenabhängig und nicht eindeutig bestimmbar ist. Dennoch kann die Selbsteinschätzung inwieweit eine Dimension in einem Lehrangebot oder einer Lehrveranstaltung didaktisch angesprochen wurde, dazu dienen Lehre zu reflektieren. Basierend auf bildungswissenschaftlichen Erkenntnissen (beispielsweise dem Constructive Alignment Approach; Biggs & Tang, 2011) sollten die intendierten Ziele (Outcomes; Kompetenzen) mit den Prüfungsformen (Performanz) aber vor allem Lernformen übereinstimmen. Um eine Dimension der BNE-Qualitätskriterien zu fördern, ist es Bestandteil der Lehre, eine Vorgehensweise (z. B. mit Methoden) kennenzulernen, anschließend einzuüben (anhand geeigneter Materialien) und anzuwenden. Damit ist klar, dass es nicht „das BNE-Thema mit dem perfekten Material mit der richtigen BNE-Methode“ geben kann, sondern dass das BNE-Potential von Lehrenden analysiert werden muss.

→ Die Skala fordert Lehrende heraus, sich die Frage zu stellen, ob ein bestimmtes Qualitätskriterium durch weitere BNE-Methoden intensiver gefördert werden könnte oder müsste.

  • Die Verbindung zwischen den Wertpunkten auf benachbarten Achsen verdeutlicht die Kopplung zu naheliegenden Kriterien. Exemplarisch wird dies deutlich bei der Achse „Systemisches Denken“: Eine mehrperspektivische Herangehensweise (bspw. mit verschiedenen Maßstäben von lokal bis global) sowie eine Berücksichtigung zeitlicher Aspekte (bspw. kurz-, mittel- und langfristiger Folgen) ist für Systemdenken unerlässlich, da anderenfalls Systemkomponenten und Systemmerkmale (wie Retinität; Beyer, 1998) unberücksichtigt bleiben. Auch Fragen nach Gerechtigkeit und Verantwortung innerhalb eines Systems lassen sich ohne Intergenerationalität und glokale Perspektiven (Hemmer, 1998) nicht verstehen. Dem Aufzeigen und Erkennen unterschiedlicher Perspektiven folgt naheliegend das zusätzliche Wissen und zugrundeliegende Werte kritisch zu hinterfragen. Und: diese Erfahrung bleibt ungenutzt, wenn daraus keine Handlungsoptionen entstehen oder Perspektiven und zukünftige Folgen nicht kommuniziert werden können.

→ Die Verbindungen zwischen den Punkten auf den Achsen veranschaulichen, dass ein Qualitätskriterium umfassend/übergreifend berücksichtigt werden sollte. Sie stellen an Lehrende die Frage, wie/ob es möglich sein kann eine Qualität singulär zu fördern oder ob unterstützend naheliegende Bereiche beim Lernen und in der Lehre aufzubauen sind.

  • Die Fläche im Netzdiagramm verdeutlicht, wie differenziert und vielfältig ein Lernangebot beschaffen sein sollte/könnte, um qualitativ hochwertige Bildung und BNE zu ermöglichen. (Aufgrund der fehlenden Normierung der Achsen ist keine quantitative Aussage möglich.) Die Fläche spiegelt das notwendige Zusammenspiel von Erkennen-Bewerten-Handeln (KMK, 2015) ebenso wieder, wie die Kriterien an Auswahl von BNE-Inhalten (de Haan, 2002, 2008) übertragen auf den Einsatz von BNE-Materialien und BNE-Methoden: Erkennen der Probleme nicht nachhaltiger Prozesse, differenzierte Bewertung und Berücksichtigung lokaler, globaler, sozialer, ökologischer und ökonomischer Aspekte sowie die Anwendung von Wissen über nachhaltige Entwicklung (ibid.). Ohne Handlungspotential entwickelt BNE keine Transformation.

→ Lehrende sind gefragt, ein weites Netz aufzuspannen und ausgewählte (Fach-)Themen differenziert zu behandeln, um Lernen gemäß dieser Qualitätskriterien zu fördern.

Autor*innen der Seite:

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.