BNE-Basismodul: Hochschullehre BNE-orientiert gestalten

Beispiel F_02

«Building capacities of educators» ist eine der fünf Prioritäten in der Roadmap «ESD for 2030» der UNESCO (Hrsg. 2021). Einige Hochschulgesetze, Prüfungs- und Studienordnungen oder Module greifen schon Schlagworte auf, doch wie können Hochschullehrende BNE konkret in ihre Lehre integrieren? Dazu leitet das BNE-Basismodul an, das im Rahmen einer hochschuldidaktischen Fortbildung sowohl als Präsenz- als auch als Digital-Fortbildungsangebot durchgeführt und evaluiert wurde.

Ausrichtung

interdisziplinär

Zielgruppe, Studiengangsbezug, Schulformen-/Stufenbezug

Hochschullehrende aller Fächer

Lehrformat

Fortbildung (F) für Hochschullehrende
Präsenzveranstaltung bzw.
Online-Veranstaltung

Dauer der Durchführung

10 Arbeitseinheiten â 45 Minuten = 7,5 Stunden= 0,4 ECTS; verteilt bei Präsenzdurchführung auf einen Tag plus Nachbereitungsaufgabe bzw. bei digitaler Durchführung auf 3 Blöcke

Ziel und zusammenfassende Beschreibung

Das BNE-Basismodul zielt darauf ab – auf Basis von Konzepten einer nachhaltigen Entwicklung und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) – die Teilnehmenden darin zu unterstützen, Bildungsprozesse im Rahmen einer BNE zu gestalten. Zur Betrachtung der eigenen Position im Rahmen einer gesellschaftlichen Transformation hin zu einer verstärkten Nachhaltigkeit werden individuelle Werte und Einstellungen als Basis einer BNE reflektiert, BNE-Kompetenzen, BNE-Inhalte und geeignete Methoden vorgestellt und gemeinsam Anknüpfungs- und Umsetzungsmöglichkeiten einer BNE für die eigene Hochschullehre erarbeitet. Lehrende an Hochschulen werden dabei unterstützt, ihre Lehrveranstaltungen BNE-orientiert zu gestalten, Studierende als BNE-Multiplikator*innen zu fördern und die eigene Rolle in dieser Transformation zu reflektieren. Das Modul wurde ca. 40-mal durchgeführt (Stand 2024). Seine Wirkung wurde wissenschaftlich evaluiert (Hemmer et al. 2022 sowie Hemmer et al. 2024).

Warum ist das BNE? Bezug zu den theoretischen Grundlagen der
Webseite

  • NE- und BNE-Verständnis:

Basierend auf einer konstruktivistischen Herangehensweise wurde zunächst das individuelle Nachhaltigkeitsverständnis der Teilnehmenden ermittelt, um darauf aufbauend ein gemeinsames Verständnis von Nachhaltigkeit zu entwickeln. Die Konzepte der Teilnehmenden (vom Nachhaltigkeitsdreieck bis zum Donut-Modell) wurden chronologisch in den wissenschaftlichen Diskurs eingeordnet und kritisch hinterfragt. Es wurde eine Arbeitsdefinition von Nachhaltigkeit entwickelt, die fünf Dimensionen umfasst (ökologische, ökonomische, soziale Dimensionen in ihrer Vernetzung; globale Gerechtigkeit und Generationengerechtigkeit). Auf dieses Nachhaltigkeitsverständnis aufbauend wurde das BNE-Verständnis entwickelt und gegenüber Umweltbildung und Globalem Lernen abgegrenzt. Dabei wurde notwendigerweise auf die Gestaltungskompetenz als Ziel einer BNE abgehoben.

  • Lernvoraussetzungen:

Voraussichtlich höheres Interesse an (B)NE, aber keine Konzeptklarheit bzgl. NE, noch weniger bzgl. BNE,
sehr unterschiedliches didaktisches, fachliches und psychologisches Vorwissen

  • BNE-Kompetenzen/Kompetenzmodell:

Vorgestellt wurden verschiedene Kompetenzmodelle (u. a. vgl. Hoffmann, 2016). Für die eigene Konzeption (vgl. Hemmer et al., 2022) wurden das Modell der Gestaltungskompetenz (de Haan, 2008, mit zwölf Teilkompetenzen) sowie das Modell der professionellen Handlungskompetenz (Kunter et al., 2011) in seiner BNE-Adaption (Reinke, 2022) verwendet mit Fokus auf Partizipation, Systemdenken, Entscheidungs- und Handlungskompetenz sowie Reflexionskompetenz.

  • BNE-Inhalte:

Es wurden diverse BNE-orientierte Themenauflistungen (z. B. Engagement global, 2016; SDGs) sowie die Kriterien zur Auswahl von Themen von de Haan (2002) vorgestellt, um möglichst breit Anknüpfungspunkte für die Teilnehmenden aus allen Fächern aufzeigen zu können. Es wurde an Themenbeispielen dargestellt, wie die fünf Nachhaltigkeitsdimensionen auch bei Nicht-BNE-Themen zur Differenzierung und Facettierung des Themas bzw. der Sichtweisen auf das Thema genutzt werden können.

  • BNE-Methoden und Medien:

Insgesamt lag ein Fokus auf der Passung zwischen BNE-orientierten Inhalten, Zielen/Kompetenzen, Methoden und Medien. Dazu wurden zahlreiche Methoden vorgestellt und einige konkret erlebt. Anschließend wurde reflektiert, welche Kompetenzen sie jeweils fördern und welche Kriterien sie jeweils erfüllen (vgl. Spinnennetz) (bspw. Um affektive Lernelemente zu verdeutlichen). Die Ausgangsbeispiele waren Klimakrise, Biodiversität und internationale Migration. Basierend auf einer ausführlichen Vorstellungsrunde und der Durchführung im Team-Teaching war es jeweils möglich, auf die erarbeiteten Lehrbeispiele der Teilnehmenden aus verschiedenen Fächern just-in-time einzugehen und geeignete Methoden und Medien zu erörtern.

Methoden: Film, Vernissage, Gruppenarbeit, Partnerarbeit, z. T. mit digitalen Kollaborationstools.

Medien: Texte, Skizzen, Abbildungen, Tabellen sowie selbsterstellte Lehr-/Erklärfilme im BNE-Digitalmodul sowie der Verweis auf die Medien-/Methodenseiten im «Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung» und bei www.sustainicum.at sowie auf die Methodenbeispiele auf der Webseite der Natur- und Umweltschutz Akademie (NUA, 2019) und im Leitfaden «BNE in der Hochschullehre» (Bellina et al., 2020).

  • Assessment/Prüfungsform:

Teilnahme an der wissenschaftlichen Begleitforschung, d. h. an zwei standardisierten Befragungen (s. Literatur) und Bearbeitung einer qualitativen Nachbereitungsaufgabe sowie beim BNE-Digitalmodul eigenständige Entwicklung einer BNE-orientierten Lehrplanung im eigenen Fach (unbenotet).

Kriterien-Spinnennetz

Autor*innen / Hochschule / Kontakt (E-Mail):

Prof. i. R. Dr. Ingrid Hemmer, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, ingrid.hemmer@ku.de

Christoph Koch, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

Weitere Projektmitarbeiterinnen: Anna Peitz und Marie Döpke (siehe https://www.ku.de/mgf/geographie/didaktik/forschung/fole-bne-bay), Ina Limmer und Prof. Dr. Anne-Kathrin Lindau (alle zur Projektzeit: Professur für Geographiedidaktik und Bildung für nachhaltige Entwicklung an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt)

Allgemeine E-Mail:

Anlagen

Literatur, Website:

Bellina, L., Tegeler, M. K., Müller-Christ, G., & Potthast, T. (2020). Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) in der Hochschullehre. BMBF-Projekt „Nachhaltigkeit an Hochschulen: entwickeln – vernetzen – berichten (HOCHN)“, 2. Aufl. Selbstverlag. https://www.hochn.uni-hamburg.de/-downloads/handlungsfelder/lehre/hochn-leitfaden-lehre-2020-neu.pdf

De Haan, G. (2002). Die Kernthemen der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Zeitschrift für internationale Bildungsforschung und Entwicklungspädagogik, 25(1), 13-20.

De Haan, G. (2008). Gestaltungskompetenz als Kompetenzkonzept für Bildung für nachhaltige Entwicklung. In I. Bormann, & G. de Haan (Hrsg.), Kompetenzen der Bildung für nachhaltige Entwicklung (S. 23-44). VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Döpke, M., Koch, C., & Hemmer, I. (2019). Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in der Hochschullehre und an den Seminarschulen. In Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt. (Hrsg.), Siebter Nachhaltigkeitsbericht 2018/19 (S. 26-27). https://www.ku.de/fileadmin/190811/6_Nachhaltigkeit_Berichte/1_NHB_PDFs/NHB_18-19_HP_final.pdf

Hemmer, I., Döpke, M., Koch, C., & Peitz, A. (2022). Wie wirksam ist eine BNE-Fortbildung für Hochschuldozentinnen und Hochschuldozenten? Zeitschrift für Geographiedidaktik, 50(4), 182-199. https://doi.org/10.18452/26018

Hemmer, I., Koch, C., Bagoly-Simó, P., Döpke, M., Limmer, I., Lude, A., & Ullrich, M. (2020). Hochschuldidaktische Fortbildung und Indikatorenentwicklung: Zwei Ansätze zur Förderung der BNE-Implementierung in die Lehrkräfteausbildung. In A. Keil, M. Kuckuck, & M. Faßbender (Hrsg.), BNE-Strukturen gemeinsam gestalten: Fachdidaktische Perspektiven und Forschungen zu Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Lehrkräftebildung (S. 203-216). Waxmann. https://doi.org/10.31244/9783830991588

Hemmer, I., Koch, C., & Peitz, A. (unter Mitarbeit von Lindau, A.-K., Döpke, M., Limmer, I.) (2021). Fortbildung von Hochschuldozierenden und Seminarlehrkräften für Bildung für nachhaltige Entwicklung in Bayern (FOLE-BNE_Bay): Abschlussbericht. Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt. https://www.ku.de/fileadmin/150305/Forschung/FOLE_BNE/Abschlussbericht_FOLE-BNE_Bay_2021-10-27_final.pdf

Hemmer, I., Koch, C., & Peitz, A. (2022). Herausforderungen und Chancen einer digitalen Fortbildung zu Bildung für nachhaltige Entwicklung für eine zukunftsorientierte Hochschulbildung. In J. Weselek, F. Kohler, & A. Siegmund (Hrsg.), Digitale Bildung für nachhaltige Entwicklung (S. 239-250). Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-65122-3_19

Hemmer, I., Koch, C., & Peitz, A. (2024). ESD training for university teachers: Which is more effective, the face-to-face or digital format? Results of an intervention study. International Journal of Sustainability in Higher Education. https://doi.org/10.1108/IJSHE-05-2023-0178

Koch, C., Döpke, M., Hemmer, I., & Limmer, I. (2019). Fortbildung in Bildung für nachhaltige Entwicklung: Kompetenzen für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in der Lehrkräftebildung fördern und evaluieren. Zeitschrift KU ZLB, 3, 59-63. https://www.ku.de/fileadmin/1920/ZLB-Zeitschrift/KU_ZLB_Zeitschrift_BNE_18.11.2019_klein.pdf

Kunter, M., Baumert, J., Blum, W., Klusmann, U., Krauss, S., & Neubrand, M. (Hrsg.) (2011). Professionelle Kompetenzen von Lehrkräften: Ergebnisse des Forschungsprogramms COACTIV. Waxmann.

Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA) (2019). 12 Teilkompetenzen der Gestaltungskompetenz und ihre Vermittlung.

Reinke, V. (2022). Professionelle Handlungskompetenzen von BNE-Akteurinnen und -Akteuren: Eine vergleichende Studie zwischen Geographielehrkräften und außerschulischen Bildungsakteurinnen und -akteuren am Beispiel Klimawandel. BoD.